"Warum soll oder muss ich mir etwas merken, wenn ich so gut wie alles schnell und einfach im Internet finden kann?" Haben Sie einen ähnlichen Satz auch schon einmal gehört? Ja, das heutige Zeitalter bietet ständigen Zugang zu Informationen und deshalb mag so mancher das Gefühl haben, dass er sein Gedächtnis nicht mehr so stark beanspruchen muss. Schließlich lassen sich die meisten Informationen nur mit wenigen Mausklicks finden. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn der Schein trügt. Mit dieser Einstellung und dem daraus resultierenden Verhalten, wird oftmals ein Niedergang vieler Fähigkeiten eingeleitet.
Warum lohnt es sich, auch im Zeitalter des digitalen Wandels wach und fit zu bleiben?
Ein exzellentes Gedächtnis ist für erfolgreiches Lernen und berufliches Wachstum unverzichtbar. Wer es versteht, optimale Lernbedingungen zu schaffen und mit Gedächtnistechniken zu arbeiten, kann neue Informationen schneller verarbeiten und sich damit besser auf Veränderungen einstellen. Auch fällt es ihnen leichter, sich in komplexen Aufgaben zurechtzufinden. Und wie wichtig es ist, wichtige Termine, Namen von Geschäftspartnern oder Gesichter von Kunden im Kopf zu behalten, versteht sich von selbst.
Schnelligkeit und Effizienz sind in der heutigen Zeit Synonyme. Wir sind oft mit komplexen Aufgaben und schwierigen Entscheidungen konfrontiert, die wir so schnell wie möglich erledigen wollen oder müssen. Menschen mit einem ausgezeichneten Gedächtnis haben in dieser Hinsicht einen großen Vorteil. Sie sind in der Lage mit reichhaltigen Informationsquellen zu arbeiten und diese gleichzeitig zu nutzen, sie können sich wichtige Daten merken und sie direkt in der Praxis anwenden. Verschiedene Studien zeigen, dass diese Menschen deutlich produktiver sind als Menschen, welche sich wiederholt auf die Informationssuche im Internet verlassen.
Interessant sind auch die Ergebnisse der Studie der Universität Tokio. Diesen zeigen, dass entgegen der landläufigen Meinung, dass digitale Hilfsmittel die Effizienz steigern, Studenten, die nur physisches Papier verwendeten, eine Aufgabe 25 % schneller erledigen konnten und eine stärkere Gehirnaktivität aufwiesen als diejenigen, die Tablets oder Smartphones verwendeten.
Das Gedächtnis spielt ebenfalls bei der Entwicklung neuer Ideen und Innovationen eine wichtige Rolle. Menschen mit einem ausgezeichneten Gedächtnis sind in der Lage, verschiedene Informationen und Erfahrungen zu kombinieren, wodurch sie in der Lage sind, originelle und kreative Lösungen für Situationen zu finden. Diese Fähigkeit ist von unschätzbarem Wert in einer digitalen Welt, die sich schnell verändert und innovatives Denken erfordert. Menschen mit einem sehr guten Gedächtnis sind den anderen immer mehrere Schritte voraus.
In einer Zeit, in der sich viele Menschen auf das Internet verlassen, um nötige Informationen zu finden oder sich nur mittels Facebook an die Geburtstage ihrer Freunde erinnern können, haben Menschen mit einem guten Gedächtnis einen unbestreitbaren Vorteil. Sie erinnern sich an Namen, Gesichter und wichtige Ereignisse, was ihre Beziehungen zu anderen Menschen tiefer und aufrichtiger macht. Außerdem werden sie von ihrem Umfeld als wärmer und freundlicher wahrgenommen sowie oftmals respektvoller behandelt. Ein ausgezeichnetes Gedächtnis wirkt sich somit auch positiv auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus.
Eine neue Studie der University of North Carolina Greensboro deutet ebenfalls darauf hin, dass kognitive Fähigkeiten einen Einfluss darauf haben, warum manche Ehepaare ihre Meinungsverschiedenheiten erfolgreicher lösen können. Die Studie berichtet, dass Ehepartner, die über ein gutes Langzeitgedächtnis verfügen, bei der Erörterung von Problemen besser abschneiden.
Ein ausgezeichnetes Gedächtnis ist zudem auch ein Indikator für die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit. Die Fähigkeit, Informationen zu behalten und abzurufen, hängt eng mit anderen geistigen Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration und geistiger Flexibilität zusammen. Die Aufmerksamkeitsspanne der meisten Erwachsenen beträgt nicht mehr als 20 Minuten. Nach Untersuchungen des US National Center for Biotechnology Information ist sie jedoch in den letzten zehn Jahren um etwa 12 Minuten auf nur noch 8 Minuten gesunken, was sehr vermutlich auf das schnelle Lebenstempo und die Abhängigkeit von den neusten Technologien zurückzuführen ist. Der Ratschlag ist somit einfach: Wenn wir aufmerksamer sein wollen, sollten wir unser Gedächtnis trainieren.
Ein gutes Gedächtnis trägt außerdem auch zu einer besseren Gehirnfunktion bei. Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass sich ein gutes Gedächtnis positiv auf unsere geistige Gesundheit und unsere geistige Schärfe auswirkt. Regelmäßige Gedächtnisübungen helfen, den Geist auch im höheren Alter flexibel zu halten. Menschen, die ihr Gedächtnis aktiv trainieren und insgesamt einen gesunden Lebensstil führen, haben ein bis zu 30 % geringeres Risiko, an Demenz und anderen Krankheiten zu erkranken, die mit einem kognitiven Abbau einhergehen -so die Ergebnisse des National Center for Neurological Diseases in Peking. Wenn wir also unser Gedächtnis trainieren, bleiben wir langfristig gesund. Das Gefühl, sich auf sein Gedächtnis verlassen zu können, gibt uns zudem Energie und stärkt unser Selbstvertrauen.
Wie Sie sehen, behält ein ausgezeichnetes Gedächtnis trotz des digitalen Wandels seinen hohen Wert und sollte einen besonderen Platz auf der Liste unserer Lebens-Prioritäten einnehmen. Unabhängig von der Menge verfügbarer Informationen ist das Gedächtnis eines der größten Geschenke, welches uns ermöglicht, die (nicht nur) digitale Welt um uns herum besser wahrzunehmen sowie zu nutzen. Daher sollten wir unser Gedächtnis nicht als etwas Selbstverständliches ansehen und ihm stattdessen eine Chance geben, sich weiterzuentwickeln und sein Potenzial bestmöglich auszuschöpfen.