Das Leben eines modernen Menschen ist wie eine Straße voller Kurven und Wendungen. Es gibt neue und oft unerwartete Situationen, mit denen man umgehen muss. Gleichzeitig versuchen wir, mit dem immer schneller werdenden Tempo der Zeit Schritt zu halten. Das kann in uns Angst und Stress auslösen – jedoch haben wir uns bereits an ihre Anwesenheit gewöhnt. Aber nur wenige Menschen wissen, wie diese emotionale Belastung unser Gehirn beeinflusst. Schauen wir uns daher an, wie sich Angst auf unser Denken, unsere Kreativität und unser Verhalten auswirkt und warum sie eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit dem Burnout-Syndrom und dem Phänomen „Blackout“ spielt.
Begrenztes Denken
Mit Angst "verengt“ sich unser Denken. Ängstliche Gedanken stören ständig unsere Denkprozesse und wir müssen viel Energie aufwenden, um uns auf das konzentrieren zu können, was wir brauchen. Diese sich wiederholenden, kreisenden negativen Gedanken werden in der Literatur als "Grübeln" bezeichnet.
In diesem Zusammenhang stoßen wir auf einen weiteren Fachbegriff, den "Brain Fog". Wir fühlen uns benommen, müde, unfähig, klar zu denken, und selbst einfache alltägliche Aufgaben erfordern mehr Anstrengung und dauern länger als gewöhnlich. Wir befinden uns in einer Art "geistigen Trübung". Diese eingeschränkte Denkweise kann uns daran hindern, neue Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen.
Verschlechtertes Gedächtnis
Angst beeinträchtigt ebenfalls das Kurzzeitgedächtnis und die kognitiven Prozesse. Angst steckt hinter allem – wenn wir ängstlich sind, neigen wir dazu, uns bedroht zu fühlen. Die verbalen und visuell-räumlichen Informationen, die wir erhalten, werden dadurch verzerrt und auch wir haben Schwierigkeiten, sie zu verarbeiten. Das macht es für uns schwieriger, zu lernen und uns zu erinnern.
Auch das Langzeitgedächtnis bleibt nicht verschont. Angst und Stress können es schwierig machen, sich an Informationen zu erinnern, selbst wenn wir sie gut gelernt haben. In emotionalen Extremsituationen kann sich Angst in Form eines sogenannten Blackouts äußern, wenn unser Gedächtnis komplett versagt und wir uns an kein zuvor gelerntes Materialerinnern können.
Chronische Angstzustände können zudem das räumliche Gedächtnis beeinträchtigen, wozuauch die Fähigkeit gehört, sich an Wegbeschreibungen oder die Gestaltung der Umgebung zu erinnern. Diese Beeinträchtigung kann unsere Orientierungs- und Navigationsfähigkeit stark beeinflussen.
Gespaltene Kreativität
Zwischen Kreativität und Angst gibt es eine feine Linie. Angst kann eine Ursache für Konzentrationsschwierigkeiten, ein geringes Selbstwertgefühl und einen Mangel an Energie und Motivation sein, was schließlich auch die eigene Kreativität beeinflusst. Es gibt jedoch auch eine andere Seite der Medaille. Kreativität kann durch Angst manchmal tatsächlich auchsehr gut angekurbelt werden. Der Kampf gegen Angst kann manche Menschen nämlich zukünstlerischem, musikalischem oder literarischem Schaffen inspirieren.
Interessant ist auch folgender Aspekt: Dieser Artikel zeigt, dass gerade kreative und talentierte Menschen diejenigen sind, die am häufigsten und am akutesten mit Angstzuständen zu kämpfen haben. Schuld daran ist der Faktor der Vorstellungskraft. Er ist schuld daran, dass das gleiche Gehirn, das einzigartige Kunstwerke erschaffen kann, ebenso in der Lage ist, sich die schrecklichen Szenarien auszumalen, die eintreten könnten. Und all dies, dank grenzenloser Fantasie.
Burn-out-Syndrom
Der Zusammenhang zwischen Angst und Burnout ist offensichtlich. Chronischer Stress und Ängste können zur Erschöpfung unserer geistigen Ressourcen führen und unsere geistige Leistungsfähigkeit verlangsamen. Hier wirkt die Angst als Katalysator, der ein Gefühl der Erschöpfung und der Unfähigkeit, die täglichen Herausforderungen effektiv zu bewältigen, verstärkt.
In der Regel erleben wir Burnout in unserem Arbeitsleben. Diese Forschungsarbeit zeigt, dass verschiedene Arten von Angst zu Burnout führen können. Zum Beispiel berichteten Menschen, die eine gesteigerte soziale Angst angaben, auch von einem hohen Maß an Burnout. Ebenso waren Arbeitsanforderungen, externe Anstrengungen und übermäßiges Engagement mit einem erhöhten Angst-Niveau verbunden. Festgestellt wurde auch, dass eine Person umso ängstlicher ist, je mehr sie sich emotional ausgelaugt, zynisch und weniger effektiv gegenüber ihrer Arbeit fühlt.
Verzerrung von Erinnerungen und negativen Informationen
In einigen Fällen kann Angst falsche Erinnerungen hervorrufen, bei denen wir uns an Ereignisse oder Details ungenau erinnern. Wir konzentrieren uns auch oft nur auf die negativen Aspekte der Situation. Dieser Ansatz kann einem Teufelskreis schaffen, in dem stressige Ereignisse und negatives Denken Ängste verstärken und unsere Wahrnehmung der Welt um uns herum beeinflussen.
Vermeidungsverhalten
Angst führt auch dazu, dass wir bestimmte Verhaltensweisen, Situationen oder Umgebungen meiden, die sie auslösen. Dies kann die Schaffung neuer Erfahrungen, Kompetenzen und der Lernfähigkeit erheblich einschränken.
Schlafstörungen
Am Ende lässt uns die Angst nicht einmal schlafen. Wir wälzen uns im Bett hin und her und haben die Befürchtung, die ganze Nacht wach rumzuliegen. Wir befinden uns in einem Zustand geistiger Hyperaktivität, der oft vor allem von Sorgen geprägt ist. Dieser Artikelzeigt, dass Menschen, die unter Angstzuständen leiden, sogar dazu neigen, Angst vor dem Einschlafen zu haben. Wenn es ihnen dann doch gelingt einzuschlafen, neigen sie in der REM-Phase zu lebhaften Träumen. Angst wird auch durch Albträume ausgelöst, die den Schlaf stören und die Angst vor dem Einschlafen verstärken. Es ist ein Teufelskreis.
Es funktioniert in beide Richtungen – Schlafentzug kann Angststörungen auslösen oder verschlimmern sowie die Fähigkeit, neue Informationen zu erlernen und sich an diese zu erinnern, beeinträchtigen.
Sich näher mit diesem Thema auseinanderzusetzen, kann einem helfen, Wege zu finden, sich von diesen Geisteszuständen zu befreien und an seiner Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress zu arbeiten.